Kein klarer Gedanke am trüben Tag

Ein brütend heißer Tag auf der Insel. Die Sonne scheint, lacht, brennt vom blauen und wolkenfreien Himmel hinab und verwandelt die Welt in eine trübe, kontrastarme Kulisse mit harten Schlagschatten. Der weiße Sand, die Wassertröpfchen in der Luft, die weißen Röcke der Frauen und weißen Leinenhemden der Männer, die weißen Möwen, die Mayo auf den Pommes der Touristen, all das macht es nur noch greller. Ich muss an Camus denken. Kaum ein Ort des Schattens, der Dunkelheit, an dem das Auge sich kurz entspannt zurücklehnen und mit weit geöffnetem Lid sich ein Bild der Umgebung machen könnte. Stattdessen zusammengekniffene Falten um die Augen herum. So müssen Krähenfüße entstehen.

Ich habe W. am Strand zurückgelassen, das in der Sonne liegen ist nicht meins, fühle mich wertlos, nutzlos, dort zu braten. Und überhaupt, es gibt bestimmt noch etwas zu entdecken hier, ganz nah, ich weiß es doch, es muss so sein. Ich lasse meine Schuhe bei dir zurück, laufe durch den heißen und blendenden Sand zum frischen und blendenden Meer, lasse meine Füße in der Brandung abkühlen. Ich sorge mich um einen Sonnenbrand auf den Füßen und verlasse den Strand, lasse die Nordsee hinter mir Nordsee sein, laufe abgehackt durch den glitzernden und muschelscharfen Sand. Eine morsch wirkende Holztreppe überbrückt die letzten Meter zum satten Grün der Gräser, das mir jedoch keine Erfrischung gönnt. Es ist sattgrün, aber trocken. Um Zigarettenstummel herumtänzelnd gehe ich in Richtung Parkplatz. „Kein klarer Gedanke am trüben Tag“ weiterlesen